Königliche Wege des Quecksilbers

Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurde fast das gesamte in Almadén (Ciudad Real) gewonnene Quecksilber bzw. Merkur in amerikanische Silberminen, insbesondere in Neuspanien (Mexiko), transportiert. Mit Hilfe der Amalgamation – ein rudimentäres, aber effektives Verfahren – wurde dort daraus in Schmelzöfen reines Silber gewonnen. 

Die drei für den Transport des Metalls zum Hafen von Sevilla verwendeten Wege (zwei Karren- und ein Lasttierweg) treffen sich auf einer Strecke zwischen Almadén und dem rund 150 Kilometer südwestlich in Extremadura gelegenen Azuaga. Dort nahmen drei Routen ihren Lauf; zwei davon eigneten sich für Karren, die dritte ausschließlich für Lasttiere. Sie alle führten durch die Sierra Morena und über den Fluss Guadalquivir bis zu den Königlichen Werften von Sevilla. Dort wurde das Quecksilber neu verpackt, um sein Auslaufen während der Atlantiküberquerung zu vermeiden, und anschließend auf die Galeonen der sogenannten Silberflotte gebracht. 

Jedes Jahr im Frühling waren die Wege des Quecksilbers Schauplatz eines geschäftigen Treibens, bei dem die Lasttiere und Karren nach Abliefern des Quecksilbers genutzt wurden, um nun auf der Rückreise sowohl in der Mine benötigte als auch für die entlang des Weges liegenden Ortschaften wichtige Güter zu transportieren (Gewürze, Lebensmittel, Holz usw.). Dadurch dienten die Wege nicht nur als bedeutende Quelle des Austauschs und des Wohlstands für die umliegenden Ortschaften, sondern führten auch zum Entstehen eines bedeutenden historischen Erbes. Heute bietet diese großartige Natur- und Kulturlandschaft Reisenden die Gelegenheit zu den unerschrockensten Taten, die sie sich nur vorstellen können! 

Wer die gesamte Strecke zwischen den Minen von Almadén und den Werften von Sevilla zurücklegen möchte, sollte wissen, dass die Verbindung zwischen dem „gemeinsamen Weg“ und den einzelnen Teilstrecken einen Abstecher in die Provinz Extremadura unternimmt. Im Falle des Lasttierweges und des Östlichen Karrenweges geht es durch La Granja de Torrehermosa und Azuaga; im Falle des Westlichen Karrenweges führt die Strecke neben den eben genannten Ortschaften zudem durch Monesterio und von dort nach El Real de la Jara in der Provinz Sevilla.