Sabicas

Biografie

Agustín Castellón Campos, Sabicas, wurde 1912 in der Nummer 4 der Calle Mañueta in Pamplona geboren Er erblickte das Licht der Welt zwischen Sanfermines und gitanos, in der Stadt, die Hemingway bald mit seiner journalistischen Feder populär machen sollte Seine erste sonanta kauften ihm seine Eltern für 17 Peseten (0,10 Euro), und nur zwei Jahre später trat er zum ersten Mal auf der Bühne auf Es war im Teatro Gayarre, wo er anlässlich eines Fahneneids spielte Seitdem konnte Sabicas, dessen Künstlername von seiner frühen Vorliebe für den Verzehr von rohen Bohnen stammte : El Niño de las Habicas : sich niemals mehr von den sechs Saiten fernhalten

Allerdings traf einer der Schlüsselpunkte seiner raschen Ausbildung mit der Übersiedlung nach Madrid zusammen, als er gerade einmal zehn Jahre alt war Manuel Bonet entdeckte ihn schon bald und ließ ihm im Teatro Eldorado mit dem Ensemble von La Chelito debütieren Man darf nicht die Familienbande vergessen, die Sabicas mit dem Maestro Ramón Montoya verbanden, einem Verwandten seiner Mutter, wenn man die Zuneigung verstehen will, die Don Agustín gegenüber der Solo-Flamencogitarre zeigte In seinen ersten Jahren als professioneller Gitarrist war er ein glühender Anhänger von Montoya Doch die dreißiger Jahre riefen bei ihm eine radikale Veränderung hervor Die Arbeit als Begleitmusiker für die bedeutendsten cantaores der Zeit : Juan Valderrama, El Carbonerillo, Antonio el de la Calzá ua : bei der er Aufnahmen unter dem Namen Niño Sabicas machte, hilft ihm dabei, einen viel persönlichen toque zu entwerfen, mit einer unverwechselbaren und unnachahmlichen Technik der rechten Hand

Trotzdem kommt der Wendepunkt in seiner künstlerischen und persönlichen Entwicklung erst mit dem Bürgerkrieg Das Exil war für ihn beinahe Pflicht Und an dieser Stelle kreuzten sich seine Wege mit denen von niemand geringerem als Carmen Amaya Zusammen überquerten sie den Großen Teich in Richtung Südamerika, um eine Tournee durch den gesamten Kontinent zu unternehmen, die sie von den politischen Auseinandersetzungen in Spanien fern hielt Doch Sabicas begann es dort zu gefallen, und Mitte der fünfziger Jahre ging er nach New York, um dort Solo-Konzerte zu geben Paco de Lucía entdeckte ihn dort während seiner ersten Tourneen mit dem Tänzer José Greco

Agustín Castellón hatte seinen Geist in Amerika so weit geöffnet, dass er die erste Aufnahme machte, die als Versuch einer Fusion bezeichnet werden kann, Rock encounter (Polygram, 1966), zusammen mit Joe Beck Die Ergebnisse waren nicht sehr befriedigend, wie der Künstler selbst meinte, der hierzu sagte: 'A mí no me gusta el rock ni el jazz Lo hice por que mi hermano Diego quería que abarcase otros campos para vender más' (Mir gefällt eigentlich weder Rock noch Jazz Ich habe es getan, weil mein Bruder Diego wollte, dass ich andere Musikrichtungen aufnehme, um mehr zu verkaufen) Sehr wichtig sind auch die Beziehungen, die Don Agustín während dieser Jahre mit Jazz-Größen des Formats von Charles Mingus, Ben E King, Gill Evans, Thelonius Monk oder Miles Davis pflegte Die Plattenfirmen behandelten Sabicas wie einen von ihnen und verbreiteten seine Aufnahmen in der ganzen Welt

Nach Spanien kommt er nicht vor 1967, und kehrt seitdem immer nur für eine Zeit lang zurück Zwanzig Jahre später verleiht ihm sein Heimatland die erste Ehrung auf nationaler Ebene, und zwar in Madrid, was ihm die Tore des Teatro Real öffnet Vorher, im Jahre 1982, widmete ihm Pamplona sein Volksfest Sanfermines Es waren erbauliche Zeiten für den genialen Gitarristen, der ein Jahr vor seinem Tod Aufnahmen mit Enrique Morente machte Anfang 1990 schlug die Nachricht ein wie eine Bombe: 'Sabicas se apaga en un hospital del Bronx' (Sabicas liegt todkrank in einem Krankenhaus der Bronx) Am 14 April des gleichen Jahres erlebte New York, wie der gitano aus Pamplona uns für immer verließ