Málaga: Erinnerungen, Bilder und Eindrücke Picassos
Mit seiner brillanten, schwierigen und vielseitigen Persönlichkeit und als treibende Kraft der kubistischen Bewegung mit einer Sympathie zum Surrealismus ist Picasso der einflussreichste Künstler des 20. Jahrhunderts.
Pablo Ruiz Picasso (Málaga, 25. Oktober 1881 - Mougins (Frankreich), 1973)
Picasso und sein Blick auf Málaga
Pablo Ruiz Picasso aus Málaga war ein Mann von kleiner Statur mit tiefem, fast magnetisch anmutendem Blick. Jeden Morgen, wenn er in seinem Haus am Plaza de Riego (heute Plaza de la Merced) die Augen öffnete, pickten die Tauben am Denkmal zu Ehren des Generals Torrijos. Pablo Ruiz Picasso verbrachte seine Kindheit im Judenviertel und am alten Marktplatz von Málaga. Seine ersten Erfahrungen als Maler machte er im Beisein seines Vaters ganz in der Nähe des heutigen Standorts seines Museums in der Calle San Agustín.
Jahre später, bereits in Frankreich, wurde Picasso zu einer der repräsentativsten Figuren der universellen Kunst und zum einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein umfangreiches Erbe erstreckt sich auf unzählige Bereiche, in denen er sich künstlerisch betätigte, unter anderem als Maler, Graveur, Zeichner, Bildhauer und Keramiker. Mit seiner brillanten, schwierigen und vielseitigen Persönlichkeit trieb er die kubistische Bewegung voran (Les Demoiselles d’Avignon, 1907) und setzte sich auch mit dem Surrealismus auseinander. Guernica, eines seiner bekanntesten Bilder, wurde als Anti-Kriegs-Plädoyer zum weltweiten Symbol des Friedens und zu einer Ikone des 20. Jahrhunderts.
Freiheit
Picasso wurde am Plaza de Riego (heute Plaza de la Merced) in demselben Haus geboren, das heute Sitz der Stiftung Picasso ist und in dem Erinnerungen an das Leben des Malers gezeigt werden. In einem großen Ausstellungssaal sind Stücke zu sehen, die den genialen Künstler wieder lebendig werden lassen. Noch heute tummeln sich auf diesem Platz, auf dem Picasso als Kind seine Spielzeit verbrachte, die Tauben am Fuße des Denkmals zu Ehren des Generals Torrijos. Getauft wurde der Künstler in der im Mudéjar-Stil gehaltenen Santiago-Kirche, von der aus man in das Judenviertel der Stadt gelangt – ein Weg, den auch der junge Picasso regelmäßig nahm, wenn er seinen Vater ins Museum der Schönen Künste begleitete.
Andere Male trieb es ihn bis zum Zollamt am Hafen von Málaga, wo er sich das geschäftige Hin und Her der Segelboote und mit Getreide und Wein aus Málaga beladenen Schiffe ansah, vor dem Hintergrund der riesigen ockerfarbenen Festung aus der Maurenzeit – ein Anblick, der immer seine Erinnerungen an Málaga prägte, auch als er sich schon in Frankreich aufhielt.
Stiere und Flamenco
Vom Plaza de la Merced aus ging Picasso als Kind mit seinem Vater an der beeindruckenden Festung entlang bis zur Stierkampfarena La Malagueta, um sich Stierkämpfe anzusehen. Noch Jahre später erinnerte er sich an berühmte Stierkämpfer, die sich ihm tief ins Gedächtnis gebrannt hatten, darunter Mazzantini, Lagartijo, El Gallo und Guerrita. Aus jener Zeit stammte die unauslöschliche Leidenschaft des Künstlers für die Welt des Stierkampfs, der eine enorme Anziehungskraft auf ihn ausübte, wie in einigen seiner Bilder deutlich zum Ausdruck kommt. Picasso entdeckte auch den Flamenco, eine Kunst, die ihn sein ganzes Leben lang prägen sollte und die in vielen seiner Bilder in Form der Gitarre präsent ist. Von damals stammten seine Erinnerungen an das Café de Chinitas und vor allem an seine Besuche im Museum der Schönen Künste, nur wenige Schritte vom Buenavista-Palast, dem heutigen Sitz des Picasso-Museums Málaga, entfernt.
Friedenstauben
Auf der Calle Granada bis zum Plaza de la Constitución begleitete Picasso als Kind seinen Vater auf dem Weg zur Schule der Schönen Künste von San Telmo, heute Sitz des Athenäums von Málaga. Dort beobachtete er seinen Vater bei seiner Arbeit als Kopist und sah ihm dabei zu, wie er Tauben, Fliederbüsche, Vögel und Blumen malte und Unterricht in der Malerei gab.
In diesem Umfeld konnte der junge Picasso Bilder von Künstlern kennenlernen, die dem Goldenen Zeitalter der Malerei in Málaga Leben verliehen, darunter Ferrándiz, Moreno Carbonero, Martínez de la Vega, Emilio Ocón und Muñoz Degrain. Außerdem kam er in Kontakt mit dem abwechslungsreichen Leben der Intellektuellen rund um die Wirtschaftliche Gesellschaft der Freunde des Landes. Die Tauben waren ein immer wiederkehrendes Motiv in den Werken Picassos, sowohl aufgrund seiner Erlebnisse auf dem von Tauben besiedelten Plaza de la Merced während seiner Kindheit in Málaga als auch in besonderem Maße bedingt durch die Erinnerungen an die zahlreichen von seinem Vater gemalten Exemplare, der von seinen Freunden nicht umsonst den Beinamen „El Palomero" („Taubenmaler") erhielt.
Im Kolleg San Rafael in der Calle Comedias 18 studierte der junge Picasso. Von hier aus gab es zwei Wege, die Picasso regelmäßig zurücklegte. Der erste führte über die Travesía Tejón y Rodríguez, in der sich im Haus Nr. 6 (heute ein modernes Gebäude) einst das Wohnhaus der Familie Blasco-Alarcón befand, die als Mäzen Picassos diente und in deren Räumlichkeiten zahlreiche Feste veranstaltet wurden. Der zweite führte zum Plaza de San Francisco, wo sich die Königliche Musikhochschule María Cristina befindet. Diesen Bau, in dem einst das Wissenschaftliche Lyzeum untergebracht war, das großen Einfluss auf die intellektuelle Schicht Málagas ausübte, besuchte Picasso oft gemeinsam mit seinem Vater, um sich Ausstellungen anzusehen.
Rundgang 1. Plaza de la Merced - Geburtshaus von Picasso - Santiago-Kirche - Picasso-Museum - Judenviertel - Kirche San Agustín.
Rundgang 2. Plaza de la Merced - Calle Alcazabilla - Römisches Theater - Picasso-Museum - Festung - Rektorat der Universität - Paseo del Parque.
Rundgang 3. Plaza de la Merced - Calle Granada - Calle Nueva - Plaza de la Constitución - Calle Marqués de Larios - Callejón de Santa María - Plaza del Obispo - Kathedrale.