Málaga, die „Stadt des Paradieses“ von Vicente Aleixandre
Weltbekannter Andalusier der Generation von 1927, dessen Werke sich durch die Verwendung von Metaphern auszeichnen und der als wichtigster surrealistischer Dichter Spaniens gilt.
Vicente Aleixandre (Sevilla, 1898 – Madrid, 1984).
Nobelpreisträger der Generation von 1927
Dichter. Dieser Andalusier von Weltruhm wurde, was er selbst als Symbol der menschlichen Solidarität interpretierte, mit dem Literatur-Nobelpreis 1977 ausgezeichnet, und zwar „wegen seiner kreativen poetischen Schriften, die ihre Wurzeln in der traditionellen Lyrik Spaniens und in modernen Strömungen haben und die die Eigenschaft des Menschen im Kosmos und in der gegenwärtigen Gesellschaft erhellen und zugleich eine große Erneuerung der spanischen Poesie darstellen".
Vicente Aleixandre Merlo wurde in Sevilla am 26. April 1898 geboren und zog mit nur zwei Jahren nach Málaga, in die „Stadt des Paradieses", die einen entscheidenden Einfluss auf seine Weltanschauung und seine poetische Fantasie haben sollte, vor allem in seinem Werk Schatten des Paradieses. Später sagte er: „Ich stamme aus Málaga, wurde jedoch in Sevilla geboren, oder bin aus Sevilla, wuchs aber in Málaga auf." Gleichzeitig bestätigte er die große Bedeutung, die seine Kindheitsjahre für ihn besaßen. 1909 siedelte er mit seiner Familie nach Madrid um, wo er den Rest seines Lebens bleiben sollte. Trotzdem gab er zu: „Nie habe ich mich kastilisch gefühlt, sondern immer andalusisch und mediterran."
Er erlitt eine schwere Krankheit und während seiner Genesung widmete er sich dem Schreiben von Gedichten, die in den wichtigsten kulturellen Zeitschriften jener Zeit veröffentlicht wurden und ihm großen Erfolg bescherten. Damals begann seine Freundschaft mit den anderen Komponenten der Generation von 1927, darunter Federico García Lorca und Luis Cernuda. 1934 erhielt er den Nationalpreis für Literatur.
Nach dem Bürgerkrieg blieb er in Spanien; sein Werk war fortan sehr persönlich geprägt. 1949 wurde er in die Akademie für Sprache aufgenommen und arbeitete seitdem als Meister und Beschützer der jungen spanischen Dichter, die ihn häufig in seinem Haus in Madrid besuchten, wo er recht regelmäßig literarische Gesprächsrunden organisierte.
Seine Werk zeichnet sich durch die Verwendung von Metaphern aus und er gilt als wichtigster surrealistischer Dichter Spaniens. 1977 erhielt er den Nobelpreis, mit dem sein Werk und in gewisser Weise auch das Werk der gesamten Generation von 1927 weltweite Anerkennung erfuhr.
Kindheit in Málaga
„Ich bin in Sevilla geboren und, wie ich immer sage, in Málaga aufgewachsen. Mit anderen Worten, ich weiß, dass ich in Sevilla das Licht der Welt erblickte, habe jedoch keinerlei Kindheitserinnerungen an die Stadt. Alle meine ersten Erinnerungen an mein Leben spielen sich in Málaga ab. Ich wurde ins Licht geboren, und sogar hinein in die Bücher, in Málaga – eine andere Art des Geborenwerdens – denn dort lernte ich das Lesen, was wie eine zweite Geburt ist. Meine Großeltern lebten in La Alameda in Málaga. Meine Eltern ganz in der Nähe, in der heutigen Calle de Córdoba Nr. 6, die damals Alameda de Carlos Haes hieß. [...]”.
Stadt des Paradieses
„In Málaga hab ich gelebt, fast seitdem ich geboren war. Mein Vater war Eisenbahningenieur und ich kam in Sevilla zur Welt, weil mein Vater dort seine Arbeitsstelle hatte. Später wurde er nach Málaga versetzt, wo sich die Zentrale des Unternehmens befand. Die hatte einen schönen Namen: Andalusische Eisenbahngesellschaft. Sie war übrigens in einem sehr großen, etwas verwahrlosten Gebäude untergebracht. Die Bewohner Málagas nannten dieses riesige Bürohaus ganz im Stil ihrer Fähigkeit, den Dingen grafische Bezeichnungen zu geben, Palacio de la Tinta („Tintenpalast").
Meine Eltern, meine Schwester und ich lebten in Málaga bis 1909. In jenen Jahren begann ich, das Leben zu entdecken, ich lernte lesen, fing an, in den Kindergarten zu gehen, dann in die Schule … Es scheint, als ob sich mein Schicksal, Dichter einer bestimmten Generation zu werden, die sich durch die Freundschaft zwischen ihren Mitgliedern auszeichnete, schon damals ankündigte. Denn seit der Grundschule war ich dort Klassenkamerad und Freund einer Person, die später auch mein Weggefährte in der Poesie sein sollte: Emilio Prados. Ich glaube, das kann man mit allem Recht der Welt als die älteste Freundschaft unserer Generation bezeichnen. Emilio wohnte in der bekannten Calle de Larios und ich ging alleine bis zu seinem Haus – meine Familie war sehr freizügig und vertrauensselig –, rief ihn bei seinem Namen und dann gingen wir gemeinsam weiter bis zur Calle de Granada, wo sich unsere Schule befand. Das Málaga von damals war friedlich und besaß ein Flair, das der aus Málaga stammende Maler, ein Cousin von Picasso, Manolo Blasco in seinen Werken festhielt. Er schuf alle seine genialen Malereien auf der Grundlage seiner Erinnerungen vom Anfang des Jahrhunderts, eine höchst suggestive Malerei, die jedoch genau das Málaga wiedergibt, das ich erlebt habe."
Seine Freunde bei der Zeitschrift Litoral
Vicente Aleixandre hielt sein ganzes Leben lang einen engen Kontakt mit Málaga. Hier ließ er einen seiner besten Freunde, den Dichter Manuel Altolaguirre, zurück, der zusammen mit Emilio Prados den Verlag Imprenta Sur leitete, der die berühmte Zeitschrift Litoral herausgab, ein wichtiges Referenzwerk für die Mitglieder der Generation von 1927.
Der Verlag Imprenta Sur befand sich zunächst für kurze Zeit in der Calle Tomás Heredia Nr. 24 und anschließend in der nahe gelegenen Calle de San Lorenzo Nr. 12.
Noch heute ist die Druckpresse, die einst Texte von unter anderem García Lorca, Alberti, Bergamín oder Cernuda hervorbrachte, in Betrieb und kann im Kulturzentrum der Provinz María Victoria Atencia besichtigt werden. Das Gebäude des Kulturzentrums der Provinz umfasst Ausstellungssäle, ein Auditorium, das Zentrum der Generation von 1927 und die Bibliothek der Provinz Cánovas del Castillo.
Das Kulturzentrum der Provinz María Victoria Atencia befindet sich im ehemaligen Findelhaus von Málaga, das im Volksmund auch als Wiegehaus bekannt ist und dessen Eingang sich in der Calle Parras befand. Dabei handelt es sich um ein einzigartiges Beispiel der zivilen Architektur des 18. Jahrhunderts, an dem insbesondere die Außenfassade besticht. Der heutige Eingang befindet sich in der parallel gelegenen Calle Ollerías Nr. 34.
La Alameda und der Paseo del Parque
Eine Gedenktafel erinnert in der heutigen Calle Córdoba Nr. 6 daran, dass in diesem Haus Vicente Aleixandre seine Kindheit verbrachte. Diese Querstraße der Alameda Principal war Anfang des vergangenen Jahrhunderts ein wichtiger Einflussbereich des naheliegenden Hafens von Málaga, der gespickt ist mit Tavernen und eine attraktive, fast ausschließlich jener Zeit zuzuschreibende Sehenswürdigkeit bietet: das Kino Pascualini, das hier von 1907 bis zu einer zerstörerischen Bombenexplosion im Jahr 1937 im heutigen Theater Alameda untergebracht war.
Von La Alameda aus spazierte Aleixandre bis zum Paseo del Parque, der schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts seine ihn heute zu einem wahren Regenwald machenden Formen annahm.
Denn der Park von Málaga ist der drittbeste subtropische Garten Europas, wobei sich kurioserweise auch der zweite der Liste in der Hauptstadt der Costa del Sol befindet, nämlich der Historisch-botanische Garten La Concepción. Nur übertroffen von La Oratava auf Teneriffa.
Betrachten Sie bei Ihrem Rundgang unbedingt den Zollpalast, künftiger Sitz des Museums der schönen Künste von Málaga und das frühere Postamt, heute Sitz des Rektorats der Universität von Málaga, ein schönes Gebäude im Neomudéjar-Stil. Ein Stückchen weiter befinden sich das Rathaus von Málaga im neobarocken Stil, ein Werk der Architekten Guerrero Strachan und Rivera Vera, sowie die Bank von Spanien im klassizistischen Stil.
Die Festung
An der Rückseite des Paseo del Parque erhebt sich majestätisch die Festung. Dieser Festungspalast aus der Zeit der Mauren liegt unterhalb des Gibralfaro, auf dem sich die Burg arabischen Verteidigungscharakters befindet, mit der er über einen Geheimgang in den Mauern, La Coracha, verbunden war. Direkt daneben befindet sich das römische Theater, gegenüber das Zollgebäude. Eine herausragende Gelegenheit, auf nur wenigen Metern die Union von römischer und arabischer Kultur und Renaissancezeit zu erleben, welche diesem Teil der Stadt einen ganz besonderen Flair verleiht.
Rundgang 1. Zentrum für zeitgenössische Kunst in Málaga - Alameda Principal - Calle Córdoba - Avenida Manuel Agustín Heredia - Hafen von Málaga (Kai 1 und Palmenhain Las Sorpresas) - Centre Pompidou Málaga.
Rundgang 2. Calle Córdoba - Alameda Principal - Plaza de la Marina - Paseo del Parque - Rektorat - Rathaus - Bank von Spanien - Gemeindemuseum.
Rundgang 3. Paseo del Parque - Zollpalast - Festung - römisches Theater - Picasso-Museum Málaga - Plaza de la Merced - Geburtshaus von Picasso.