Industriekultur in Nerja, Maro und Frigiliana
Jahrhundertelang war die Costa del Sol, die spanische „Sonnenküste“, die Costa del Azúcar, die „Zuckerküste“ – zumindest wäre das die eigentlich treffende Bezeichnung gewesen. Hier befanden sich einst Dutzende von Mühlen, einige bereits aus dem 16. Jahrhundert, in denen Zuckerrohrhonig, Zucker und Rum gewonnen wurden. Aber keine erreichte eine so hohe technische Perfektion und Großartigkeit wie die noch heute hervorragend erhaltene Mühle von Maro, die über ein prächtiges Aquädukt, das Aquädukt El Águila, verfügte, das sie mit dem nötigen Wasser versorgte.
Bereits im Jahr 1496 gibt es Hinweise auf diese Industrie, denn im Buch „Los Repartimientos de Vélez Málaga“ wird die Verarbeitung von Zucker in der Gegend erwähnt. Aber erst im 16. Jahrhundert, als sich in Málaga bis zu 34 Zuckermühlen befanden, kam es zum größten Boom der Zuckerproduktion. Mitten während der Hochzeit des Tourismus Ende der 1960er-Jahre wurden an der Küste noch immer 115.000 Tonnen Zuckerrohr produziert. 1994 schließlich wurde die letzte Zuckerfabrik in Málaga geschlossen.
Aber noch heute sind die Spuren dieses mehr als bemerkenswerten industriellen Erbes sichtbar, beispielsweise in Form des Aquädukts El Águila. Obwohl es mit dem Bau der 1889 in Maro errichteten Zuckerfabrik von San Joaquín in Zusammenhang gebracht wird, liegt der Ursprung des Projekts möglicherweise früher in der Zeit. So wird angenommen, dass es bereits Jahre zuvor das Wasser für die Anbaugebiete westlich von Maro lieferte. Sein guter Erhaltungszustand ermöglicht es, seine Großartigkeit gebührend zu schätzen. Nicht umsonst wurde der Bau denn auch 1969 wegen seiner bauwerklichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Im gesamten Landkreis findet sich noch heute eine große Anzahl an Mühlen und Kapellen, von Maro, Vélez-Málaga, bis Nerja, Frigiliana, Torrox, Torre del Mar und Benamargosa.
Noch immer gibt es einen Ort, an dem Jahr für Jahr Zuckerrohr angebaut wird. Gerade so, als handle es sich um einen riesigen alten Titan, der sich weigert, in die Knie zu gehen. In Frigiliana ist noch heute die Mühle Nuestra Señora del Carmen in Betrieb. Sie funktioniert seit 1630 ununterbrochen und ist derzeit die einzige noch aktive Zuckerrohrhonigfabrik Europas. In ihren Anlagen werden jährlich 500.000 Kilo Zuckerrohrmelasse hergestellt, so die gesetzliche Bezeichnung für Zuckerrohrhonig. Lassen Sie sich von diesem zuckersüßen Ort verzaubern!