Ansicht des Tourismus über den Flamenco
Ebenen und steiniges Gelände, Hügel und Abhänge, Zistrosen und Mandelbäume... Andalusien ist ein Schmelztiegel. Wenn die Schlucht von Despeñaperros die ersten Lichtstrahlen in das fremde Auge sendet, reflektiert sich in ihnen die Schwärze des Unendlichen.
Die Vielseitigkeit jedoch nimmt diese Lücke in Schutz. Höhlenmenschen, Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Christen und Bekehrte haben die Erde Südspaniens betreten und dadurch den Weg für eine eigentümliche Ausdrucksweise geebnet: den Flamenco.
Wie einige Experten behaupten, ist es schon möglich, dass diese andalusische Kunst erst seit zwei Jahrhunderten existiert, der Gesang, die Musik und der Tanz sind jedoch viel mehr als die Gefühlsausdrücke eines weit verstreuten Volkes, dass den Flamenco jedoch nur innerhalb unserer Grenzen hervorgebracht hat.Silverio Franconetti
Die Zigeuner sind für einen Großteil des musikalischen Kulturguts verantwortlich, sind aber nicht der zentrale Teil, der seine Existenz rechtfertigt. Die 'sonidos negros' (schwarze Klänge) von denen Lorca in Bezug auf Manuel Torre spricht, sind von der Kultur eines Volkes mit einer besonderen Geschichte hervorgebracht worden. Als Kinder der Folklore haben sie, wie jeder gute Abkömmling, das Nest verlassen, um eine eigene Identität zu erringen. Man muß nur das Dreschen hören, nach dessen Rhythmus die Schellen der Maultiere erklingen, die einst auf den Feldern von Jerez, Utrera oder Lebrija arbeiteten. Und die Toná? Stammt sie etwa nicht von dem lauten Wehklagen über das Elend, das in Triana so viele Tongefäße modelliert hat? Gleiches gilt für die Soleá, in den Vorstädten geboren, sucht sie ihr Glück in Alcalá de Guadaíra, Utrera, Cádiz... Oder die Seguiriya, dieses Klagen, dass sich auf den Stimmen von El Planeta, el Fillo, Silverio, Enrique el Gordo oder El Nitri niedergelassen hatte, die in jeder Forderung auf "Martinete" die Hammer der Schmieden schaute. Und dann die Debla de la cava, die Carcelera und die Cabal.
Wer könnte behaupten, dass in dem Taranto nicht die Einwohner Almerías selbst innewohnen, im Fandango nicht die Tharsis (Alosno) oder in der Cartagenera nicht die Monotonie Murcias...Pepe Marchena
In Cádiz drückt man sich in Cantiñas, Alegrías und Tanguillos aus, in Málaga in Jaberas, Jabegotes und Verdiales; Córdoba in Zánganos und Fandangos de Lucena; Granada in Zambras, Roas, Granaínas und Medias; Jaén in Tarantas und Temporeras, deren wichtigste Variante die Aceitunera ist. Und wenn dies noch nicht genug ist, dann kommen auf der anderen Seite des Atlantiks noch die Guajira, die Milonga, die Vidalita und die Rumba dazu, obendrein erfindet Pepe Marchena auch noch die Colombiana.
Tatsächlich ist Andalusien ein Schmelztiegel dessen Verständlichkeit weiter reicht als bis zu den Eicheln und Kastanien, den Fischerbooten und den Thunfischnetzen. Ein Teil seiner Seele beruht auf den Melodien der Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Christen und Bekehrten, Grundbausteine für eine musikalische Mauer, der die Zigeuner später die Mauerzinne gaben: das 'quejío' (Klagen).