Epoche der Aufwertung des Flamencos. Dritter "Llave de Oro del Cante"
Mit der 'Ópera flamenca' als Leitfaden des Genres kommen wir in die fünfziger Jahre. Der Flamenco ist nun in der halben Welt bekannt dank der 'troupes', die dem Gesang Schwere genommen haben, um alle Arten von Publikum zu erreichen. Eine Generation von Sängern jedoch, so als wäre sie schon immer latent gewesen, beanspruchte ihren Platz und interpretierte weiterhin im kleinen Kreise die traditionellen Musikstile. Besondere Bedeutung erringen zu dieser Zeit u. a. Juan Talega, Fernanda y Bernarda de Utrera, Fosforito, El Chocolate, Agujetas, Rafael Romero El Gallina und Antonio Mairena. Es ist die Epoche der 'tablaos'. Der Musikproduzent Hispavox bringt die erste "Antología del Arte Flamenco", geleitet vom Gitarrenspieler Perico el del Lunar aus Jerez, heraus. 1958 wird in Jerez der erste Lehrstuhl für Flamencologie eingerichtet. Es entstehen die 'peñas' La Platería de Granada, Juan Breva in Málaga und Los Cernícalos in Jerez. Und, vor allem, findet 1956 in Córdoba der erste nationale Flamenco-Wettbewerb statt. Die Idee dazu stammt von dem örtlichen Dichter Ricardo Molina. Antonio Fernández Díaz, Fosforito gewann den ersten Preis. Der Flamenco hat seinen Einzug in die Theater gehalten, und die Künstler bestehen darauf, den alten, nicht mehr praktizierten Gesang wiederaufzunehmen, um die Kunst unsterblich zu machen. In diesem Kontext entsteht ein erneuter Wendepunkt.
Nach dem Tode Manuel Vallejo 1960, entscheiden die Organisatoren des Wettbewerbs von Córdoba, den Goldenen Schlüssel des Gesangs wieder zu vergeben. So beherbergt die Stadt der Mezquita1962 einen historischen Wettbewerb in dessen Jury Persönlichkeiten wie Ricardo Molina oder Juan Talega vertreten waren. Um den Preis kämpften Fosforito, El Chocolate, Juan Varea, Pericón, Platero de Alcalá und Antonio Mairena, der in dieser für die Zukunft dieser Kunst so bedeutenden Nacht als Sieger hervor ging.
Antonio Cruz García, der bis dahin nur für Tänzer im Hintergrund gesungen hatte als Antonio Ruiz Soler, gründete mit dem Schlüssel in der Hand eine Schule, die bis heute fortbesteht. Er war der Testamentsverwalter einer neuen Generation von Sängern, die dem Mairenismus bis ins Mark verpflichtet waren. In diesem Moment kommen Figuren wie El Lebrijano, Curro Malena, El Turronero, José Menese, Miguel Vargas, Diego Clavel, José de la Tomasa oder Calixto Sánchez auf. Wie in anderen Epochen auch, fienden sie ihren Gegenpol in Cádiz und seiner Bucht: Camarón, Juan Villar, Rancapino, Pansequito und vor allem, ein alter Sänger, Chano Lobato bieten eine andere, komplementierende Perspektive, die, ungeachtet der entgegengesetzen Maestros wie José Mercé und Carmen Linares, das Genre bereichert. Der Flamenco schlägt eine andere Richtung ein: die der Festivals.
Die Festivals
Die ersten Flamenco-Festivals der Geschichte wurden kurz vor dem dritten Goldenen Schlüssel für Mairena eingeführt. Wirklich wichtig wurden sie aber erst danach, denn dies gab den neuen Tendenzen den entscheidenden Schwung. Bem Tanz haben wir nun Figuren wie Antonio Gades, Mario Maya, Farruco, El Güito, Matilde Coral, Cristina Hoyos, Manuela Carrasco, Angelita Vargas, Maleni Loreto und einen in seiner Endphase befindlichen Antonio. Mit dem Gesang triumphieren Künstler wie die eben genannten. Das Publikum wollte nun 'jondura' sehen, denn das Franco-Regime hatte ausgezeichnete Werbung für dieses Genre gemacht. So entsteht 1957 Potaje Gitano de Utrera, das erste Flamenco-Festival. Ihm folgen andere Wettbewerbe wie der von Arcos de la Frontera (1961), Festival de Canciones y Cante Flamenco von Mairena del Alcor (1962), Gran Festival de Cante Grande von Écija (1962), El Gazpacho Andaluz in Morón de la Frontera (1963), la Caracolá in Lebrija (1966) oder das Festival de la Guitarra von Marchena (1967). Alle finden im Sommer unter freiem Himmel statt, weshalb sich die Arbeit der Künstler auf diese Jahreszeit konzentriert.Bienal Flamenco Sevilla
Im Winter jedoch gehen die Künstler einer anderen wichtigen Aufgabe nach: den Flamenco in den Kreis der Intellektuellen bringen. Mit Antonio Mairena, z. B. hält die Musik ihren Einzug in die Universitäten, Aufführungen und Konferenzen im Kreise Intellektueller finden statt, und der Terminus 'flamencólogo' wird kreiert. Der Flamenco wird geschichtlich analysiert. Dies alles fließt ein in die Konzeption eines neuen Festival-Typus, der viel länger dauert, so wie die Biennale von Sevilla, das heute am weitesten verbreitete künstlerische Modell.