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Auf den Spuren des englischen Erbes in der Provinz Huelva, vermittelt durch den Río Tinto

26/10/2021
Barrio de la Reina Victoria en Huelva

Wir folgen den zahlreichen Spuren, die die Briten in der Provinz Huelva hinterlassen haben, wobei der Río Tinto als roter Faden dient. Alle Einzelheiten einer Reise von Minas de Riotinto nach Punta Umbría, um mehr über die Überreste aus der Zeit zu erfahren, als die Rio Tinto Company Limited die Konzession für die Minen besaß.

Als 1873 das britische Unternehmen Rio Tinto Company Limited die Rechte zur Ausbeutung der Minas de Riotinto, eines der wertvollsten und ergiebigsten Mineralienvorkommen des iberischen Pyritgürtels, erhielt, änderte sich das Leben nicht nur in der Region, sondern in der gesamten Provinz Huelva für immer. Sicher ist auch, dass hier seit mehr als fünftausend Jahren Bergbau betrieben wird, von der Altsteinzeit über die Tartesser, Phönizier, Iberer, Römer, Westgoten bis hin zu den Arabern und Kastiliern. Aber nichts könnte endgültiger sein als die Ankunft der neuen Methoden der industriellen Revolution aus dem Vereinigten Königreich, die dieses Gebiet von Grund auf veränderten. Die Briten nutzten das Einzugsgebiet des Tinto, um ihre Aktivitäten auszubauen und Waggons voller Kupfer und anderer Mineralien in ihr Land zu verschiffen. Sie blieben mehrere Jahrzehnte lang in Huelva und hinterließen in den Städten und Dörfern deutliche Spuren. Heute ist das materielle und immaterielle Erbe der Engländer immens, da es tief in das Territorium und die Gesellschaft von Huelva eingedrungen ist. 

Dies sollte der rote Faden meiner Reise nach Huelva sein, die sich stark von den Reisen unterschied, die ich bei anderen Gelegenheiten unternommen hatte, bei denen es mehr um Urlaub und Familienerholung an den Stränden von El Rompido, meinem eigenen kleinen Paradies, ging. Ich wollte nach Huelva reisen, um den rötlichen Strömungen des Río Tinto zu folgen, die Bergbaustätten zu besichtigen und nach all den Szenarien Ausschau zu halten, die mich in die Zeit der Briten zurückversetzen, die in der Erde bohrten, viktorianische Landhäuser bauten, bis dahin in Spanien unbekannte Sportarten wie Fußball und Tennis einführten und jedes Jahr den Geburtstag der Königin feierten, um sich zu Hause zu fühlen, obwohl sie vom fabelhaften Klima von Huelva profitierten. 

Also machte ich mich mit meinem Auto auf den Weg nach Minas de Riotinto. Mit zahlreichen Anmerkungen in einem Notizbuch, unterstrichenen Textstellen und vor allem vielen Fragen. Ein grünes Zimmer im Hostal Atalaya, nur wenige Schritte vom Bergbaumuseum und einer presbyterianischen Kirche mit einer Fassade im schottischen Stil entfernt, wurde zu meinem ersten Stützpunkt. 

Die Städte Minas de Riotinto und Nerva bilden das Zentrum eines großen Teils der Bergbauaktivitäten und des britischen Erbes. In einem marsähnlichen Gebiet, durch das ein blutroter Fluss fließt (bedingt durch die Oxid- und Sulfidsedimente, die er schon an der Quelle mit sich führt), sind weiße Dörfer an eine Landkarte gepinnt. Und es gibt so viel zu sehen, dass alles eine Ordnung braucht. Dank der Arbeit der Rio-Tinto-Stiftung zur Erhaltung und Verbreitung des Erbes wurde 1987 der Bergbaupark Riotinto gegründet, in dem all diese natürlichen, historischen und kulturellen Reichtümer in eine touristische Aktivität eingebracht werden konnten, die dieses Erbe aufwertet. 

Über die Website parquemineroderiotinto.es erwarb ich die Eintrittskarten und wählte die Termine für alle Besichtigungen aus, die mich im Zusammenhang mit der Vergangenheit und der Gegenwart im Herzen des Bergbaugebiets interessierten. Für fünf davon gab es ein Kombiticket bzw. ein Pauschalangebot, was mir bei der Organisation sehr geholfen hat. Ideal ist es, in dieser Reihenfolge die folgenden Orte zu besuchen: Bergbaumuseum + Peña de Hierro + Touristische Bergwerksbahn + Casa 21. Zu einem Preis von 23 €, der für das, was hier geboten wird, nicht schlecht ist. 


Das Bergbaumuseum in der Stadt Minas de Riotinto, das bis vor kurzem noch ein englisches Krankenhaus für die Arbeiter der Rio Tinto Company Limited war, öffnete mir die Augen für das, was diese Gegend von Huelva so reich macht. Außerdem kann man sich über andere Zivilisationen informieren, die hier gelebt haben, und archäologische Schätze aus der Jungsteinzeit und der Römerzeit sowie die Nachbildung eines langen römischen Bergwerks besichtigen, das von Oberlichtern beleuchtet wird. Am besten gefielen mir aber zweifelsohne die alten Lokomotiven und Waggons, die in einem Raum gezeigt wurden, der einem alten Bahnhof nachempfunden war. Vor allem der prächtige Wagen, der ursprünglich für eine geplante Reise von Königin Victoria nach Indien gedacht war, als dieses noch eine englische Kolonie war, wurde hierher gebracht, um die wichtigsten Mitarbeiter der Rio Tinto Company sowie geladene Persönlichkeiten zu befördern, die entlang der Strecke reisten, die im Hafen von Huelva endete. 

Von hier aus machte ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Besuch in Nerva, einer Stadt in der Nähe von Minas de Riotinto. Peña de Hierro ist nicht nur die Quelle des Río Tinto, sondern auch eine der Gruben oder ‚Cortas‘ (lokal Bezeichnung für Tagebaue), wo das Gelände terrassenförnig in den Farben der jeweiligen Mineralien abfällt. Zum Betreten muss man seinen Kopf mit einem Bergmannshelm schützen und ein paar hundert Meter durch einen dunklen Stollen gehen. Momente, in denen ich mir meinen kleinen Sohn vorstellte, wie er aufgeregt mit seinem Helm spazieren geht, da er Orte wie diese wirklich liebt. 

Nerva bietet noch mehr als nur Peña de Hierro. Es lohnt sich, hinabzusteigen und den Río Tinto zu fotografieren, der sich immer weiter den Berghang hinunterzieht. Auch ein Spaziergang durch die Stadt ist zu empfehlen, denn an einigen Fassaden, wie dem Círculo Mercantil, sind noch Spuren der britischen Vergangenheit zu sehen. Obwohl der englische Einfluss Straße für Straße offensichtlich ist. Vor allem im Casa Idolina, einem alten Bahnhof, der zu einem der besten Restaurants mit Terrasse in der Gegend umgebaut wurde, einer mehr als gelungenen Anpassung an einem Ort, an dem man fast noch das Pfeifen der Lokomotiven hören kann. 

Der dritte Besuch aus dem Ticketpaket, das ich im Parque Minero erworben hatte, führte mich in das Viertel Bella Vista am einen Ende von Minas de Riotinto. Bella Vista war das englische Viertel, eine regelrechte Gartenstadt mit großen Häusern für die Geschäftsleitung der Riotinto Company Limited. Eines der britischen Ingenieurshäuser, Casa 21, kann von innen besichtigt werden, und man kann das Mobiliar eines kleinen Stücks England im Zentrum der Provinz Huelva bewundern. 

In der Nähe gibt es noch viele weitere viktorianische Wohnhäuser, eine Kirche und die ältesten noch erhaltenen Tennisplätze Spaniens. Denn man darf nicht vergessen, dass in Minas de Riotinto zwar zuerst Fußball gespielt wurde, aber auch Schlägersportarten in Mode kamen. 


Bella Vista ist das bekannteste Symbol der britischen Kolonie, des Vermächtnisses, nach dem ich während meiner Reise gesucht habe. Wenn man durch die Straßen schlendert, kann man sich leicht vorstellen, wie in den Salons dieser Häuser mit Porzellan aus Bornemouth der Fünf-Uhr-Tee zelebriert wurde und wie sich die Straßen mit Menschen füllten, die fröhlich den Geburtstag von Königin Victoria feierten. 

Am alten Bahnhof wartete um 17:30 Uhr ein Zug auf mich (der Fahrplan kann auf der Website des Parque Minero beim Kauf der Fahrkarten aufgerufen werden, ebenso wie für Peña de Hierro und Corta Atalaya). Und mit britischer Pünktlichkeit, wie es nicht anders sein konnte, begann ich eine Reise von zweiundzwanzig Kilometern (elf hin und weitere elf zurück) auf der wiederhergestellten Strecke einer der ersten Eisenbahnlinien Spaniens, die Minas de Riotinto mit dem Mineralienhafen in der Stadt Huelva verband. 

Die Touristeneisenbahn erreicht den Bahnhof von Los Frailes und lässt einen vom Eisenoxid rötlich gefärbten Fluss und Bergbaubetriebe mit Gebäuden und Ausrüstungen hinter sich, die wie in der Zeit stehen geblieben zu sein scheinen. Man fährt durch verlassene Bahnhöfe, die den Eindruck vermitteln, die Engländer hätten die Gegend überstürzt verlassen. Dutzende von Waggons sind zurückgeblieben, Lokomotiven, an denen Erosion, die Zeit und Wehmut genagt haben. 

Der letzte Besuch des Tages im Rahmen des Kombitickets des Bergbauparks Riotinto führte mich zur Corta Atalaya, dem einst größten Tagebau nicht nur Spaniens, sondern der Welt. Seine kolossalen Ausmaße lassen selbst einen Zug auf einer der unteren Terrassen, der dort für immer stehen blieb, winzig erscheinen. 

EL CAMPILLO UND ZALAMEA LA REAL

Nach zwei Nächten in Minas de Riotinto war es an der Zeit, meinen Weg fortzusetzen und weiter Orte zu sammeln, die an den Bergbau und die englische Vergangenheit erinnerten. Im nur vier Kilometer entfernten El Campillo konnte ich den kleinen Bahnhof und in einem Park, der als Los Cipreses bekannt ist, eine alte Lokomotive der Klasse K besichtigen, die 1907 von der Rio Tinto Company Limited erworben wurde, um in Corta Atalaya eingesetzt zu werden.  

Kaum losgefahren, erreichte ich Zalamea la Real mit seinen weiß getünchten Häusern und der Kirche Nuestra Señora de la Asunción (16. Jahrhundert), die am Horizont aufleuchtet. Bevor ich in das Dorf gelangte, bemerkte ich auf der linken Seite einen weiteren Bahnhof mit englischem Aussehen. Aber in diesem Fall ist es, wie Casa Idolina in Nerva, ein charmantes Restaurant mit dem sehr passenden Namen „"El Andén de la Estación" (Der Bahnsteig). 

Von Zalamea la Real bis zu dem kaum fünfzehn Minuten entfernten Dorf El Pozuelo war ich auf der Suche nach etwas, das mit meiner bisherigen Reise nichts zu tun hatte. Hier befindet sich einer der bedeutendsten Dolmenkomplexe Andalusiens. Eine ganze neolithische Nekropole mit elf über die Landschaft verstreuten Gangdolmen. Ich spazierte zu einem dieser Gräber, die schätzungsweise aus der Zeit zwischen 2500 und 3000 v. Chr. stammen, und hatte dabei keine andere Gesellschaft als einen Esel, der von einem benachbarten Bauernhof herüberschrie. 

Es ist beeindruckend, Schätze dieser Art ganz alleine zu besichtigen. Es ist ein Zeichen dafür, dass es noch viele Orte gibt, die vom Fremdenverkehr noch nicht so stark betroffen sind. 

DIE VÍA VERDE DES RÍO TINTO IN BERROCAL

Ein Teil der Bahnlinie entlang des Río Tinto wurde zu einem grünen Weg und damit zu einer der besten Wandermöglichkeiten in der Provinz Huelva umgestaltet. Zumindest in der Gegend von Berrocal, wo fünf Kilometer neben den alten Bahngleisen hergerichtet wurden, auf denen man nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Fahrrad entlang dieses eigenartigen Flusses wandern kann. Eine Straße mit alten Bauten, verfallenen Haltestellen, Brücken, die niemand mehr überquert, und einem Teil der vergessenen Strecke, die wir heute per pedes zurücklegen können. 

Zwischen Berrocal und Los Frailes liegt ein Abenteuer. Und die Möglichkeit, den purpurnen Fluss aus der Nähe zu bewundern. Man könnte praktisch den gesamten Weg bis nach Huelva zu Fuß zurücklegen, aber es gibt auch Menschen wie mich, die keine Zeit haben, mehr als ein paar Kilometer zu Fuß zurückzulegen, um die Geschichte einer der eindrucksvollsten Zugfahrten jener Zeit zu erkunden. 

Es ist ratsam, das Auto nach der Brücke, die Berrocal von der Straße nach Zalamea la Real trennt, auf einem dafür vorgesehenen Platz zu parken. Und diese kleine Zeitreise mit etwas Begeisterung zu machen. 

VALVERDE DEL CAMINO

Die nächste Station war Valverde del Camino, eine Wegkreuzung aus der Römerzeit (wie ein erhaltener Straßenabschnitt beweist), die heute vor allem für ihre Landstiefel und ihr Handwerk bekannt ist. Obwohl es sich um einen der wichtigsten Orte handelt, wo das angelsächsische Erbe nicht nur ein Hörensagen ist, sondern eine Wahrheit, die das Antlitz dieser Gemeinde mit mehr als zehntausend Einwohnern verkörpert. 

Sonst wäre es nicht verständlich, dass das erste, was der Reisende vorfindet, eine englische Villa ist. Genau das. Die Casa Dirección war das Luxuriöseste, was die die United Alkali Company Limited in dieser Stadt errichtet hat. Ein Ort, wo der Direktor des Bergbau- und Eisenbahnunternehmens mit seiner Familie mit allem erdenklichen Überfluss und Komfort leben konnte. Das Haus erhebt sich wie ein Wachturm, von dem aus die Ankunft von Kupfer und anderen Materialien überwacht werden konnte, denn in unmittelbarer Nähe befanden sich die Werkstätten (heute das Messegelände), der Bahnhof (heute das Musikkonservatorium) und die Hauptverwaltung.

Dieses Haus, das ich kostenlos besichtigen konnte und das mein Interesse an der Geschichte der Engländer in der Provinz weckte, hat mir sehr geholfen, meinem Ziel näher zu kommen. Allein die Tatsache, dass ich die Holztreppe hinaufgestiegen bin und die Räume und Schwarz-Weiß-Fotografien betrachtet habe, hat mich schnell in diese Zeit zurückversetzt. 


Gleich nebenan befindet sich eine weitere Casa Dirección, die jedoch wenig mit einer Villa gemein hat, sondern eines der erfolgreichsten und innovativsten Restaurants in Huelva ist. Unter der Leitung von Chefkoch José Duque werden die Gäste mit Gerichten verwöhnt, die die Fusionsküche mit den hochwertigen lokalen Zutaten zur Geltung bringen. Zweifellos ein Ort, der alle notwendigen Kilometer rechtfertigt, die man zurücklegen muss, um ihn zu erreichen. 

Ein Spaziergang durch die weißen Straßen, die Besichtigung der Kirche Nuestra Señora del Reposo und der Aufstieg zur Einsiedelei des Heiligen mit ihrer neobarocken Fassade verliehen einer Reise, die das industrielle Erbe im Blick hatte, eine zusätzliche Note. 

NIEBLA

Ich fuhr hinunter nach Villarrasa, um über die Gadea-Brücke zu blicken und den Río Tinto zum x-ten Mal zu bewundern. Das wiederhole ich einige Minuten später, kurz nachdem ich die Brücke von Niebla überquert hatte, deren römischer Ursprung sich in Bögen und Spitzbögen widerspiegelt. Dahinter erwartete mich eine ummauerte Stadt mit Reminiszenzen von Al-Andalus und den Spuren all der Zivilisationen, die sich hier niedergelassen hatten. 

Zwei Kilometer Stadtmauer, fünf Stadttore und fünfzig Türme umschließen eine friedliche Stadt mit harmonischen Fassaden und natürlich einer Burg. Aber die Burg von Niebla, nach ihren ersten Bewohnern, den Herzögen von Media Sidonia, besser bekannt als die Burg der Guzmanes, ist nicht nur irgendeine Burg. Es handelt sich vielmehr um eine echte mittelalterliche Festung, die bereit war, die Stadt bis zur letzten Konsequenz zu verteidigen. Der Innenbereich kann für bescheidene 4 € besichtigt werden, um den Wachgang entlang zu begehen, einige Räume zu betreten und die reiche Geschichte des Gebäudes zu erkunden. 

Genau an diesem Ort findet jeden Sommer das Theater- und Tanzfestival Castillo de Niebla statt, eine Tradition, die sich 2021 zum 36. Mal jährte und als eine der wichtigsten kulturellen Veranstaltungen Andalusiens gilt.

Aber Niebla beschränkt sich nicht nur auf die Burg und ihre Mauern, was eigentlich schon genug wäre. Als ich die Calle Siete Revueltas entlangging, fand ich mich auf der Plaza Santa María wieder, wo mir Glocken von einem Turm entgegenläuteten, der eher einem Minarett als einem Glockenturm glich. Tatsächlich kam das Geläut aus der Kirche Santa María de la Granada, die früher die Hauptmoschee einer Stadt war, die während der islamischen Ära Mittelpunkt eines mächtigen Taifa-Königreichs war. Davon zeugen die Hufeisenbögen, die dem Eingang zur Kirche durch einen kleinen Innenhof vorausgehen.

Santa María de la Granada war zweifellos einer der architektonischen Höhepunkte der Stadt. Doch fehlt noch ihre jüngere Schwester, die Kirche San Martín neben der Puerta del Socorro, um ein weiteres der einprägsamsten Wahrzeichen von Niebla ins Blickfeld zu rücken. Vor langer Zeit war auch sie eine Moschee. Und zwischenzeitlich war sie in der Regierungszeit von Alfons X. sogar eine Synagoge, ein Geschenk an die jüdischen Mitbürger, die in dieser ummauerten Stadt lebten. Heute präsentiert sie sich in Fragmenten verschiedener Stilrichtungen, die sich zu einem Panorama zusammenfügen, das am späten Nachmittag von der Sonne gerötet wird. 

Und ohne die geschichtsträchtige Seite von Niebla zu berücksichtigen, kehren wir zu der angelsächsischen Prägung zurück, die die Provinz Huelva auszeichnet. Wir verlassen die Stadt über die Puerta del Buey, eine alte Eisenbahnbrücke aus Metall, die den Río Tinto überquert. Sie wurde von dem Briten George Barclay Bruce mit einer Länge von 140 Metern entworfen und war von 1875 bis 1984 in Betrieb. Sie war eine von acht Brücken, die entlang der Eisenbahnlinie zwischen Minas de Riotinto und der Stadt Huelva gebaut wurden. 

Nach einem Abendessen in der Casa Ramos verbrachte ich die Nacht in der Finca Real de Niebla, die zweifellos die beste ländliche Unterkunft in der Stadt ist. Mit ihren geräumigen Zimmern, dem Garten, dem Swimmingpool und allen Annehmlichkeiten ist sie ein guter Ausgangspunkt, um die Provinz zu erkunden. 

DOLMEN VON SOTO (TRIGUEROS)

Der Morgen in Niebla war neblig, und dabei ging es mir nicht um ein Wortspiel. Die Stadtmauern waren kaum zu erkennen, aber ein Toast mit nativem Olivenöl extra brachte meine Lebensgeister für die anstehende Weiterfahrt zum Erwachen. 

An dem Tag, an dem ich – wie früher die Mineralien – in der Stadt Huelva ankommen sollte, verbrachte ich in Trigueros einige Zeit mit der Suche nach einem megalithischen Monument, dem Stonehenge von Huelva. Auf dem Gelände eines Landguts mit dem Spitznamen La Lobita befindet sich ein 21 m langer Gangdolmen. Der Soto-Dolmen, der zu Ehren seines Entdeckers in den 1920er Jahren benannt wurde, ist der größte seiner Art in Europa. Im Inneren befinden sich Petroglyphen, und der Standort ist nicht zufällig gewählt, denn zu jeder Tagundnachtgleiche dringen die ersten Sonnenstrahlen des Tages für einige Minuten in den Korridor ein. Ein gutes Beispiel für das astronomische Wissen der neolithischen Siedler um 3000 v. Chr. 

HUELVA, DIE LETZTEN SCHRITTE DER BODENSCHÄTZE

Kurz nachdem der Río Tinto in San Juan del Puerto in Salzwasser mündet und seine eigentümliche Färbung verliert, erreiche ich schließlich die Stadt Huelva. Mit dem Ziel, einer der großen europäischen Häfen zu werden, schufen die Engländer der Rio Tinto Company Limited einige charakteristische Ecken und Winkel, die auch heute noch ein Zeichen der Identität dieser Gemeinde sind, in der sich der Río Tinto und der Odiel treffen. Und die suchte ich natürlich auf. 

In dem Arbeiterviertel Reina Victoria wollte das britische Unternehmen das Konzept einer Gartenstadt nach Huelva bringen, ein Modell, das den Mitarbeitern Lebensqualität bieten sollte. Benannt wurde es nach der Königin von Spanien und Gemahlin von Alfons XIII., Victoria von Battenberg. So entstand eine Reihe von schachbrettartig angeordneten Häusern mit Fassaden, die zwischen Kolonialstil und purem Eklektizismus angesiedelt sind. Die bunten Dächer, die Fachwerkfassaden und die Gärten entführen uns in einen der privilegiertesten Orte der Stadt Huelva. 

Ganz in der Nähe, fast fußläufig, erlebte ich eine weitere Offenbarung des britischen Erbes. Ich verließ die Stadt durch die alte Casa del Guarda (heute ein Restaurant) und das Tor mit den Initialen der Rio Tinto Company Limited und erreichte die emblematische Casa Colón. Dieses Wahrzeichen wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, um ein gehobenes Hotel in einer Stadt zu betreiben, die als großer Hafen geplant war, von dem aus Tausende Tonnen Kupfer und andere für die industrielle Revolution benötigte Metalle in die ganze Welt verschifft wurden. Es musste also ein angemessener Ort her, der die großen Persönlichkeiten unterbringen und als Residenz der Direktoren der wichtigsten Bergbaugesellschaft fungieren konnte. Gleichzeitig sollte auch die Vierhundertjahrfeier der Entdeckung Amerikas mit einem gewissen Pomp und Zeremoniell gefeiert werden. 

Weniger als zwei Kilometer trennen diesen Platz von den Gewässern des Odiel und der letzten Station der mit dem Zug aus den Minen kommenden Fracht. Gemeint ist der Verladekai Muelle del Tinto, ein Bauwerk von mehr als 1200 Metern Länge, von denen 500 noch in der Flussmündung liegen, von wo aus die englischen Schiffe ihre Fracht auf dem Seeweg in andere Länder der Welt und nicht nur nach England transportierten.

Dieses zwischen 1874 und 1876 errichtete Metallbauwerk war eines der Vorzeigeprojekte des spanischen Bauwesens und ist heute, ohne dass Waggons ihre Ladung auf den Schiffen abladen, zu einem Anziehungspunkt für Bürger und Besucher geworden, die am Kai von Riotinto spazieren gehen und dort einen der schönsten Sonnenuntergänge der ganzen Provinz bewundern können. 

Nicht bei Sonnenuntergang, sondern bereits ein paar Stunden vorher erfreute ich mich ein weiteres Mal mit den köstlichen Garnelen aus Huelva, Meeresfrüchten und einem leckeren Reis mit Carabineros, diesmal im Restaurant Peix am Neuen Colombino-Stadion, wo der Recreativo de Huelva seine Spiele austrägt. Das wäre nicht weiter wichtig, wenn dieser Fußballverein – der älteste Spaniens – nicht am 23. Dezember 1889 von den Engländern gegründet worden wäre, und zwar in der Casa Colón. So schließt sich der Kreis der Briten auf die eine oder andere Weise nie, denn er ist eines von vielen Beispielen für den Einfluss derjenigen, die nach Huelva kamen, um den Untergrund der Minas de Riotinto auszubeuten und damit Huelva für immer zu verändern. 

Punta Umbría

Meine Reise hätte, wie beim Kupfer, Eisen, Zink und Schwefel, in der Stadt Hueva enden können. Doch ein Punkt war noch auf meiner Liste. Und das war ein Besuch in Punta Umbría, einem Städtchen, das für seine kilometerlangen Strände bekannt ist, aber auch für die sogenannte Casa de los Ingleses, das Haus der Engländer. Aber was hat Punta Umbría mit dem britischen Erbe zu tun? Viel. Sehr viel sogar. Punta Umbría war ein Zufluchts- und Erholungsort der Engländer, die seit Ende des 19. Jahrhunderts hierher kamen, um sich in der Reinheit des Himmels und der Salzigkeit des Strandes von der verschmutzten Luft der Minen zu erholen. 

Dafür errichteten sie Holzhäuser auf Stelzen in unmittelbarer Nähe des Meeres. Eines davon, das Casa Museo de los Ingleses, kann besichtigt werden und befindet sich in der Avenida de Huelva 11, gleich hinter dem Hotel Pato Amarillo. In diesem Hotel verbrachte ich übrigens meine letzte Nacht auf dieser Reise, wobei ich von einem schönen Zimmer im siebten Stock aus das Meer bewundern konnte. 

SUMPFGEBIET MARISMAS DEL ODIEL

Am nächsten Morgen trat ich meine lange Heimreise an. Doch in aller Herrgottsfrühe, weil es anders gar nicht geht, machte ich bei den Marismas del Odiel Halt, wo sich die Natur in Form eines Salzwasserfeuchtgebiets entfaltet. Hunderte Flamingos zeichnen sich vor der Silhouette des Horizonts ab. Und weitere Vögel wie die vom Aussterben bedrohten Löffler ziehen Ornithologen und Amateure wie mich, der ich nie ohne mein Fernglas und mehrere geladene Akkus für meine Kamera aus dem Haus gehe, in das als Isla de Enmedio bekannte Naturschutzgebiet. 

In diesem Refugium für die Vogelwelt kann man diverse Wanderungen unternehmen und Aussichtspunkte aufsuchen, von denen aus man fotografieren oder einfach nur die Schönheit derer betrachten kann, die sich vom Treiben in einer Stadt wie Huelva völlig unbeeindruckt zeigen. 

Ein wunderbarer Schlusspunkt für eine viertägige Reise, auf der ich dank des sprichwörtlichen roten Fadens des Río Tinto und der Engländer viele schöne Ecken der Provinz Huelva entdecken konnte. Ich fürchte allerdings – oder bin mir vielmehr sicher – dass dies nicht das Ende der Geschichte sein wird ...

José Miguel Redondo (Sele)

Autor des Reiseblogs www.elrincondesele.com 

Auf den Spuren des englischen Erbes in der Provinz Huelva, vermittelt durch den Río Tinto
Huelva, Minas de Riotinto, Nerva, Niebla, Punta Umbría, Valverde del Camino (Huelva)